Kreativität ist – neben kritischem Denken, Kommunikation und Kollaboration – eine der vier sogenannten 21st Century Skills sowie die zentrale Leitkategorie der Medienpädagogik: Das Motto „kreativ und kritisch mit Medien“ beflügelt sowohl Ansätze der medienpädagogischen Praxis als auch ihre konzeptionellen und theoretischen Arbeiten. Kreativität wird dabei als die Fähigkeit verstanden, neue Ideen zu entwickeln und gestalterisch oder schöpferisch tätig zu sein (vgl. Aufenanger 2020). In genau diese menschlichen Prozesse des schöpferischen Tätigseins mischen sich heute zunehmend nicht-menschliche – künstliche – Akteur*innen.
Im aktuellen Diskurs steht Künstliche Intelligenz (KI) für ein Forschungsfeld der Informatik, in dem das maschinelle Lernen und heute insbesondere Deep Learning mithilfe künstlicher neuronaler Netze im Fokus stehen (vgl. Gapski 2021). Dieses keineswegs neue Forschungsfeld (vgl. Turing 1950; Nilsson 2010; Knaus/Tulodziecki 2023) hat in den letzten Jahrzehnten Anwendungen hervorgebracht, die bereits umfänglich Einzug in unseren Alltag gehalten haben. Hierzu gehören Expertensysteme wie Sprachassistenten, Dialogsysteme wie Chatbots und produktive Text- und Bildgeneratoren sowie sensor- und kameragesteuerte Industrieroboter und selbstfahrende Fahrzeuge. KI-Systeme schreiben heute Balladen und Essays, erzeugen Bilder aus sprachlichen Beschreibungen (text to image), musizieren im Stile bekannter Künstler*innen und erstellen Filme. Sie integrieren sich heute also zunehmend in solche Prozesse, die als Ausdrucksformen typisch menschlicher Kreativität gelten. What’s next und vor allem – was bedeuten diese Phänomene für das Verhältnis zwischen Menschen und Technik?